Sonntag, 30. Mai 2010

ich bin.
Ich gehe, ich fliesse.
Der Himmel ist ein Meer aus Grau, Tropfen wellen mich auf, verwirbeln mich.
Ich bin der Fluss der Ewigkeit. In meinem Bett liegt die Zeit und das Leben.
Ich warte hier und bin doch stets unterwegs, Wandle und Veränder mich.
Morgen wisst ihr schon nicht mehr, wer oder was ich bin.
Ich bin ein Fluss, ein lebend Ding.

Mittwoch, 26. Mai 2010

fünf Tage Sonnenschein, was hab ich mich die ersten drei gefreut! Ich stand an meinem Lieblingsplatz, wie eigentlich immer. An einem kleinen Flüsschen, wo nicht viel drum herum ist, ein paar Wiesen kann ich sehen, hinter mir ist ein Feld, wo ein alter Bauer mit seinem Trecker arbeitet.
Doch nach dem dritten Tag und es immer wärmer und wärmer wurde, meine Blätter, die sich erst zur Sonne hinstreckten, versuchten nun ihren erbarmungslosen Strahlen zu entkommen, meine Wurzeln sich tiefer in die Erde, näher zum Wasser zu bohren, doch trotzdem hilft nichts.
Ach ich muss hier warten, bis ein kalter Schauer, meine Rinde kühlt, meine Blätter besänftigt und mir neue Freude auf sonnige Tage bringt.

Mittwoch, 5. Mai 2010

" Wenn ich groß bin, dann ziehe ich los und werde die Welt entdecken!!" rief der Enkel triumphierend.
Der alte Mann im Schaukelstuhl lachte nur trocken. "Und was, wenn ich mir die Frage erlauben darf, hast du genau vor zu entdecken?"
"Ich weiß nicht genau...", dachte der Junge nach. "Vielleicht eine kleine Insel oder einen unbekannten Stamm im Regenwald oder vielleicht eine unbekannte Spezies an Tieren... wer weiß das schon." Er lächelte seinen Opa verträumt an.
Ein schnauben von diesem brachte seine Aufmerksamkeit jedoch zurück in die Wirklichkeit.
Der alte Mann stand ächzend auf, ging zum alten Bücherregal in der Ecke und zog ein altes großes Buch hervor.
Keine Sekunde später hatte er es seinem Enkel in die Hand gedrückt, dieser beschaute das staubige Ding neugierig, machte aber keine anstalten es zu öffnen.
"Das, Junge, ist der große Weltatlas. Dort sind alle Inseln, alle Kontinente, jeder Berg und jeder Fluss auf dieser Welt eingezeichnet.
Du siehst also, dass es nichts mehr zu entdecken übrig ist. Gib den Traum auf, er ist sinnlos."
Traurig schaute der Junge seinen Großvater an, legte das Buch zur Seite, stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und schaute ihn trotzig an.
"Ich werde schon noch was finden, Opa!" und marschierte aus dem Raum, auf der Suche nach seiner Großmutter, die würde ihn verstehen.